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Zurück in die Zukunft | ||
n Über Vinyl-Renaissance, Erbe und Kulturgut
Wenn Sie diese Zeilen lesen, gehören Sie vermutlich dazu - zur Gemeinde
der Analog-Fans,
der High-End-Freaks oder Schlimmerem.
Das Angebot an Plattenspielern, Tonabnehmern und mehr oder weniger
sinnvollem Zubehör lässt keine Wünsche offen. Die Anzahl der
Neuentwicklungen ist überwältigend. Keine der bekannten
Fachzeitschriften kommt am analogen Trend vorbei, und wir können uns bei
den vielen lokalen „HiFi“-Messen nicht satt sehen an feinmechanischen
Wunderwerken aus Acryl, Stahl und POM.
Das absolute High-Light jedoch sind die Pressungen. Das, was 1980
bereits möglich war, jedoch bis auf Ausnahmen den Rotstiften des
Massenkonsums zum Opfer fiel, ist heute, so scheint es,
selbstverständlich: 180 Gramm schweres Vinyl, platt wie eine Flunder, so
dass der Tonarm ohne Höhenschläge zu schweben scheint und Abmischungen,
die selbst dem hartgesottenen Musikliebhaber die Tränen in die Augen
treiben.
Und so kaufen wir heute das eine oder andere
Lieblingswerk zum dritten oder vierten Mal. Zuerst, vor 30 Jahren,
erstanden wir die pressfrische aber oft
„wellige“
LP, dann später folgte der „Aufstieg“ zur CD, der eine oder andere fügte
noch eine SACD oder eine Audio-DVD hinzu und nun – der ultimative Gipfel
der Konservierung - nun kaufen wir Pink Floyd‘s
Dark Side of the Moon
als HQ-LP.
Doch ist unsere Insel der Glückseligkeit akut bedroht:
Und dieses Mal sind wir es selbst, die es den kleinen mutigen Anbietern,
Manufakturen und Ein-Mann-Unternehmen das Leben schwer machen.
Wir sterben aus. Wir
High-End-Dinosaurier haben eine begrenzte Halbwertzeit
und versäumen es in den meisten Fällen, unsere Leidenschaft und
Überzeugung an die nachkommende Generation weiterzugeben.
Auf einmal wir der skurrile Spaß an High-End-Kram zur ernsthaften Sache,
denn es handelt sich tatsächlich um ein
bewahrenswertes Kulturgut mit einzigartigen
Eigenschaften.
„Wir müssen was tun. Sonst geht’s vor die Hunde.“
schreibt Holger Barske im Editorial der LP 3/2014 und „Dr. music“ Jörg
Kessler (ars! music) meint: „Wir säen, geerntet wird woanders!“ und
spielt damit auf die steigenden Umsatzzahlen an LPs bei den bekannten
Internetversender an, die auch Staubsaugerbeutel und Hundefutter
vertreiben, und oft die Beratungsfrüchte der kleinen aber um so
engagierteren Old-Freaks ernten. Günther Damde (Art of Sound) schrieb
mir: „Die Hornfans bzw. Selbstbauer scheinen allmählich auszusterben“.
Wenn wir also der Jugend nicht zeigen, dass das Selberbauen eines
Lautsprechers weniger mit Geiz, als mit nachhaltiger Lebenserfahrung zu
tun hat, wenn wir unsere Kinder und Enkel nicht miterleben lassen, dass
das Abspielen einer Schallplatte mehr bedeutet als die Wiedergabe von
konservierter Musik und wenn wir nicht aufhören, das Prinzip der
Kostenminimierung auf alle Ebenen des Lebens anzuwenden, dann geht’s vor
die Hunde, das gerade neu entdeckte High-End-Paradies. |
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